Marburg - Stadt mit mittelalterlichen Charme
Obwohl die ersten Anfänge der Burganlage auf dem Berg bereits auf das 9./10. Jahrhundert zurückdatiert werden können, ist die erste urkundliche Erwähnung Marburgs erst für das 12. Jahrhundert belegt. Schon früh hatten sich unterhalb dieser Burg Burgmannen angesiedelt – das heißt, Ritter und Mitglieder des Adels, die mit der Bewachung der selbigen beauftragt waren. In ihren Schutz zog es dann auch die Bewohner der umliegenden Orte.
Bedeutend wurde die Stadt aber erst rund 90 Jahre nach der Erwähnung, als die Landgräfin Elisabeth von Thüringen Marburg zu ihrem Witwensitz wählte. Pilger, die aus ganz Europa zu ihrem Grab kamen, sorgten für ein Aufblühen der Stadt.
Marburg wurde nun für rund 350 Jahre zur Residenz der Landgrafen von Hessen-Marburg. Die Stadt sowie die Befestigungsanlagen wurden ausgebaut und die heutige Oberstadt mit einer Stadtmauer umgeben.
Während der Reformationszeit gründete schließlich der Landgraf die protestantische Universität, die seitdem bis einschließlich heute der bedeutendste Wirtschaftsfaktor der Stadt ist.
Mit dem Tod der letzten beiden kinderlos gebliebenen Landgrafen wurde die Stadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts Teil der Landgrafschaft Hessen-Kassels. Es folgte ein jahrzehntelanger Krieg um Marburg zwischen Kassel und Darmstadt, der auch zum Teil des Dreißigjährigen Krieges wurde. Die Bedeutung der Stadt reduzierte sich in der Folge auf einen Verwaltungssitz und Militärstützpunkt. Sie hatte nur wenige tausend Einwohner.
Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurden schließlich die Festungsanlagen des Schlosses geschliffen, sprich abgetragen.
Mit dem Eisenbahnanschluss Mitte des 19. Jahrhunderts begann dann ein stärkeres Wachstum der Stadt. Nach der Annexion Hessens durch Preußen erlebte zudem die Universität einen Aufschwung. Die Zahl der Studenten verzehnfachte sich innerhalb kurzer Zeit, die Bevölkerung Marburgs wuchs auf das Dreifache an.
Den 2. Weltkrieg überstand die Stadt mit nur geringen Schäden. Lediglich der Bahnhof wurde im letzten Kriegsjahr schwer getroffen. Sie konnte deswegen viele Flüchtlinge aufnehmen.
Heute ist Marburg mit rund 75.000 Einwohnern eine blühende Universitätsstadt, deren enge Gassen noch einen Hauch von mittelalterlichem Charme versprühen.